Jugendstudie 2023: Jugendliche blicken pessimistisch in die Zukunft

Die Tui-Stiftung untersucht in ihrer Jugendstudie jährlich die Stimmung junger Menschen. Die Mehrheit der Jugendlichen in Europa zweifelt demnach daran, dass ihre Zukunft besser sein wird als die ihrer Eltern. Ihr Optimismus schwindet, während sie immer pessimistischer auf ihre eigene Lage blicken. Gleichzeitig nimmt das Bewusstsein für Ungleichheit zu.

Junge Frau schaut pessimistisch
Bild von Freepik
Pessimismus auf dem Vormarsch bei jungen Europäer*innen
Die Zukunft bereitet vielen jungen Menschen in Europa Sorgen. Laut der neuesten Jugendstudie der TUI Stiftung sind 52% der befragten 16- bis 26-Jährigen pessimistisch und glauben, dass sie es schlechter haben werden als ihre Eltern. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu früheren Jahren. Besonders in Ländern wie Polen und Deutschland, die bisher optimistischer waren, hat sich die Stimmung verschlechtert. Vor dem Hintergrund aktueller Unsicherheiten wie dem Krieg gegen die Ukraine, die Klimakrise oder hohen Inflationsraten ist dieses Bild nicht überraschend. Immerhin ist aktuell mindestens jede*r Zweite optimistisch in Bezug auf die eigene Zukunft.
 
Entwicklung der Pessimismus-Zunahme bei Jugendlichen, Statistik
www.tui-stiftung.de/jugendstudie-2023
Ungerechtigkeitsempfinden und soziale Unterschiede

Junge Europäer*innen empfinden große Unterschiede zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen. Fast drei Viertel (74%) sehen Ungleichheiten bei Einkommen, Wohnen, Vermögen und Karrieremöglichkeiten. Viele haben das Gefühl, dass nicht alle die gleichen Chancen haben. Dies betrifft nicht nur die finanzielle Situation, sondern auch Bildung und Berufschancen. Dabei sehen viele junge Menschen in Bildung den Schlüssel zu besseren Zukunftschancen. 48% der Befragten halten den Zugang zur Bildung für sehr wichtig, um erfolgreich zu sein. Allerdings sind sich nur 38% sicher, dass alle die gleichen Bildungschancen haben. Dieses Ungerechtigkeitsempfinden beeinflusst auch das Vertrauen in politische Institutionen.

Vertrauensverlust in politische Institutionen und Wählen als Bürgerpflicht

Viele junge Menschen fühlen sich von der Politik nicht ausreichend vertreten. Ein Viertel (26%) der Befragten fühlt sich überhaupt nicht repräsentiert, während ein Drittel (33%) kaum eine Verbindung zur Politik spürt. Dieses Vertrauensdefizit spiegelt sich auch in der sinkenden Zufriedenheit mit dem demokratischen System wider. Besonders in Ländern wie Griechenland und Polen ist die Unzufriedenheit hoch. Trotz der wachsenden Unzufriedenheit mit der Demokratie im eigenen Land bleibt der Gang zur Wahlurne vor allem für junge Deutsche wichtig. 68 Prozent sagen „Wählen ist Bürgerpflicht“, aber weniger als die Hälfte (48 Prozent) gibt an, in Schule und Ausbildung gut auf das Wählen vorbereitet zu werden. Etwas mehr als ein Drittel (34 Prozent) zeigt sich desillusioniert und sagt, bei Wahlen komme es auf die eigene Stimme der/des Einzelnen nicht an.

Hoffnung auf europäische Zusammenarbeit

Interessanterweise vertrauen junge Menschen der Europäischen Union (EU) mehr als ihren nationalen Regierungen. 32% der Befragten haben Vertrauen in die EU, während nur 16% den nationalen Regierungen vertrauen. Viele wünschen sich eine engere Zusammenarbeit zwischen den EU-Ländern.

Bezihungen zwischen der EU und Mitgliedsländern in der Umfrage
Politische Beteiligung und Engagement

Junge Menschen stehen verschiedenen Formen der politischen Beteiligung positiv gegenüber, aber nicht alle sind aktiv dabei. Demonstrationen und Wahlen werden als gerechtfertigt angesehen, aber nur eine begrenzte Anzahl würde tatsächlich daran teilnehmen. Das Vertrauen in die Fairness von Wahlen ist jedoch gesunken, was auf eine zunehmende Skepsis gegenüber politischen Prozessen hindeutet.

Die Studie zeigt, dass viele junge Europäer*innen besorgt über ihre Zukunft sind. Ungleichheitsempfinden, politischer Vertrauensverlust und sinkende Zufriedenheit mit dem demokratischen System sind wichtige Herausforderungen. Trotzdem bleibt politische Beteiligung wichtig, um Veränderungen anzustoßen. Die Studie verdeutlicht auch die Bedeutung von Bildungsgerechtigkeit und engerer europäischer Zusammenarbeit, um die Zukunft für alle jungen Menschen in Europa positiver zu gestalten.